„Religion trifft Politik. Minderheiten im Nahen Osten“ – Ein studentisches Initiativprojekt

Willkommen auf der Seite des Projekts „Religion trifft Politik – Minderheiten im Nahen Osten“

Im Nahen Osten findet sich eine einzigartige  ethno-religiöse Vielfalt. Das Inititativprojekt „Religion trifft Politik. Minderheiten im Nahen Osten“ will Studierenden verschiedener Fachrichtungen vor allem auch die gegenwärtige Situation dieser Minderheiten/Vielfalt nahebringen. Dabei können sich Studierende zunächst grundlegendes Hintergrundwissen zum historischen, politischen und religiösen Kontext aneignen, um dann von Expertinnen und Experten aus der Region selbst, aber auch aus Deutschland vertiefende Analysen zu hören und diese mit ihnen intensiv zu diskutieren. Dieser Think Tank findet in Gestalt einer Posterpräsentation einen Abschluss, bei der eigene Fragen und Themenkomplexe innovativ weitergedacht und diskutiert werden können.

 

Über die aktuellen Ereignisse in Bergkarabach (Kaukasusregion) und die Folgen für die Region

Nagorno-Karabakh, Shushi, Ghazanchetsots Cathedral (Image: © Aldo Pavan/Getty)

Ein düsteres Bild zeichnet sich in der Kaukasusregion rund um die Region Bergkarabach ab. Mehr als 4.000 Menschen starben auf beiden Seiten und die Mehrheit der 145.000 Einwohner der umstrittenen Region Bergkarabach ist bereits aus dem Gebiet geflohen. Vor weniger als zwei Wochen in der Nacht vom 10. November wurde nach mehrwöchigen Kampfhandlungen ein Waffenstillstand zwischen den beiden Konfliktparteien Armenien und Aserbaidschan ausgehandelt, der den blutigen Kämpfen ein Ende setzte. Diese waren aufgrund der unklaren völkerrechtlichen Lage wieder aufgeflammt. Völkerrechtlich gehört das Gebiet zu Aserbaidschan, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt. Mit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 erlangten Armenien und Aserbaidschan ihre Unabhängigkeit.

https://news.sky.com/story/nagorno-karabakh-conflict-turkey-and-russia-turn-blind-eye-as-war-rages-on-edge-of-europe-12128468

Seitdem ist die Region Bergkarabach ein Streitpunkt zwischen beiden Ländern, da sich Bergkarabach ebenfalls unabhängig von Aserbaidschan erklärt hatte. Der Blick in die Geschichte zeigt, dass es bei dem Aufflammen des Konflikts aber um mehr als um nur zwei „Nationen“geht. Die „neuen Alliierten“der Konfliktparteien mit Russland und der Türkei haben Gesichter in der Geschichte und wecken die Erinnerung an deren schmerzliche Kapitel. Es geht hier nicht um die Frage, wem rechtmäßig dieses Land zusteht, sondern es geht um die Menschen, die dort leben. Es wäre eine Gesellschaft zu formen, in welcher Anerkennung und Achtung des Gegenübers nicht mehr von seiner religiösen Zugehörigkeit oder seinem Pass abhängt. Das ist für einen dauerhaften Frieden über Nationengrenzen hinweg unerlässlich. Bis dahin kann nur an alle Beteiligten heftig appelliert werden, weiterhin an einer friedlichen Beilegung des Konflikts zu arbeiten, eine Lösung zu finden, die nicht die Flucht eines Großteiles der Bevölkerung aus Bergkarabach nach sich zieht. Hierzu ist jede erdenkliche materielle und immaterielle Hilfe zu leisten.

Derzeit bleibt der tiefe Verlust und Schmerz über die Opfer des Krieges und die Gebietsverluste für die überwiegend armenische Bevölkerung aus der Region.Viele, gerade auch junge Menschen sind im Kampf gestorben; auch Zivilisten wurden Opfer.Für den Großteil der Bevölkerung der Region bedeutet der Waffenstillstand aber nicht nur ein Ende der mehrwöchigen Kämpfe, sondern auch ein Verlust ihrer Heimat. Wieder einmal werden Menschen zu Flüchtlingen und nehmen alles, was sie tragen können mit sich.

A local resident walks past a house set on fire by Armenians in the village of Cherektar, in the region of Nagorno-Karabakh, November 14, 2020. (Reuters)

Dabei zündeten Berichten zur Folge auch mehrere Einwohner ihre eigenen Häuser an, um sie nicht den Händen der Aserbaidschaner überlassen zu müssen. Die alten Wunden und Ängste sind aufgerissen, die die Menschen an die Vertreibungen aus dem Osmanischen Reich erinnern lassen. Einstmals wurden ca. 1,5 Millionen Armenier umgebracht im Zuge des Versuchs der Verwirklichung pan-turanischer Ideen. Die damaligen Gräueltaten haben sich in das kulturelle Gedächtnis der Armenier eingebrannt. Sie werden wieder wach, wenn Orte des Lebens und des Gebets genommen werden und lassen rational wenig nachvollziehbar handeln. Obwohl Aserbaidschan nun armenischen Truppen und den Karabach-Armeniern mehr Zeit einräumt, die an Aserbaidschan abgetretenen Gebiete zu verlassen, bleibt die große Angst unter den Menschen, dass ihre kulturellen und religiösen Orte, wie Kirchen und Klöster in der verlassenen Region zerstört werden könnten.

Nachdem 2018 auf Einladung des armenischen Patriarchen Karekin II. erstmals mit Bedford-Strohm ein EKD Ratsvorsitzender mit einer Delegation Armenien besucht hatte, bekräftigte der Ratsvorsitzende anlässlich eines Friedensgebets für Bergkarabach am 1. November im Münchener Dom seine kontinuierlichen Gebete für die Menschen in der Region Karabach. Zusammen mit Bischof Serovpé Isakhanyan, dem Primas der Armenisch-Apostolischen Kirche in Deutschland und Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München, beteten sie zusammen mit den Gläubigen für Frieden in der Region. Neben der Solidarität im Gebet und Glauben mit Opfern des Konflikts, die jetzt fliehen müssen, ist es wichtig ,auch ein Zeichen der Verbundenheit auf eine andere Weise zu setzen. So sind die Kirchen im Land Armenien zu wichtigen Anlaufstellen für die Menschen geworden, die alles verloren haben. Es fehlt ihnen an Kleidung, Nahrung, medizinischer Versorgung und einer Unterkunft. Mit Gebeten und einer finanziellen Unterstützung kann den Menschen geholfen und ökumenische Verbundenheit zum Ausdruck gebracht werden.

 

Fotoausstellung „Trümmer – Vertreibung – Leben“ mit Vorträgen in den Rottstr.5-Kunsthallen, Bochum (15.07-21.07.2020)

https://www.youtube.com/watch?v=3Or3vYNqKZ8&feature=emb_title

 

 

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